Lernen durch Bewegung

Die Feldenkrais-Methode ist eine Bewegungslehre, die auf der natürlichen Lernfähigkeit (Neuroplastizität) des Gehrins basiert und von Moshé Feldenkrais (1904 – 1984) entwickelt wurde. Feldenkrais erkannte, dass das menschliche Gehirn bis ins hohe Alter fähig ist zu lernen. Dabei orientierte sich der Physiker, Kampfsportler und Forscher an der natürlichsten und zugleich einfachsten Form des Lernens, des Lernens durch Bewegung – wie es in der frühkindlichen Entwicklung stattfindet. Für Feldenkrais waren Denken und Bewegung untrennbar miteinander verbunden. Heute nennen wir das wohl ganzheitlich.

Ab den 1960er Jahren bildete Feldenkrais dann die erste Generation an Feldenkrais-Lehrern aus. Ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit war die Förderung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen.

Immer wieder neu, verblüffend leicht

Die Feldenkrais-Methode schafft Bewegungsalternativen. Durch teilweise verblüffend einfache Bewegungen lernt man, seinen Körper besser wahrzunehmen, spürt seine Grenzen schneller und schult zugleich sein Nervensystem, aus der Fülle an Bewegungs-Varianten, für sich die Beste auszuwählen. Man erfährt quasi eine Bewegungsoptimierung. Einmal erkannt, erlernt und angewendet, können sich unsere Bewegungen verfeinern. Sie werden leichter und müheloser.

Mit Feldenkrais lernen Sie langsam, sich besser zu spüren. Sie entdecken verschiedene Möglichkeiten und Alternativen in Bewegungen und im Laufe der Zeit werden Sie erkennen, das es viele Wege gibt um eine Bewegung auszuführen.

Durch langsame, leichte, sanfte Bewegungen ohne Ziel und Ehrgeiz, kann unser Gehirn hinderliche, unbewusste Gewohnheiten und Muskelkontraktionen wahrnehmen und lernen, diese im Laufe der Zeit zu verändern und anzupassen. Diese Bewegungen schaffen Raum für Bewusstheit für den eigenen Körper – man lernt Achtsamkeit in dem man auf sich achtet.

Unverzichtbare Gewohnheiten?

Wir Menschen lernen einmal in unserem Leben zu Sitzen, zu Stehen, zu Gehen und so weiter. Einmal erlernt werden diese Funktionen zu einer Gewohnheit, ansonsten müssten wir uns jeden Tag von neuem überlegen WIE man geht, sitzt, etc. Gewohnheiten sind also absolut effizient und unverzichtbar.

Die wenigsten von uns denken aber darüber nach, ob unsere Gewohnheiten wirklich die Besten sind. Meist überdenken wir alltägliche Bewegungsmuster nur, wenn wir Schmerzen bekommen oder weil uns unser Umfeld oder die Gesellschaft sagt, was angebracht ist oder wie wir etwas zu tun haben.


"Wahnsinn ist: Dasselbe immer wieder zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten."

Albert Einstein


Die Feldenkrais-Methode wird auf zwei verschiedene Arten unterrichtet:

  • Durch den Unterricht in Gruppen, den sogenannten ATM-Lektionen (ATM steht für „Awareness through movement“ – übersetzt: Lektionen in Bewusstheit durch Bewegung). Alle Bewegungen in einer ATM werden verbal durch den Feldenkrais-Lehrer angeleitet. Dabei wird immer auf die individuellen, körperlichen Bedürfnisse der Teilnehmer eingegangen. Während einer ATM wird die Bewusstheit und Achtsamkeit für die Abläufe im eigenen Körper erhöht, dadurch wird es dem Gehrin ermöglicht, hinderliche oder schmerzhafte Bewegungsmuster oder Muskelverspannungen zu erkennen und zu umgehend oder sogar gänzlich zu vermeiden. Eine ATM dauert zwischen 45 und 60 Minuten.
  • Durch Einzelstunden in Funktionaler Integration (FI). Während einer FI wird der Klient durch den Feldenkrais-Lehrer bewegt. Auch in der Einzelstunde liegt der zentrale Fokus darauf, die Achtsamkeit und Bewusstheit für den eigenen Körper zu erhöhen. Durch sanfte Bewegungen kann durch den Feldenkrais-Lehrer der Muskeltonus erhöht oder gesenkt werden. Eine FI-Behandlung dauert zwischen 45 und maximal 60 Minuten.
Same but different. Die gleiche Position – verschiedene Menschen. Jeder empfindet anders, jeder bewegt sich anders. Was wäre das Leben langweilig, wären wir alle gleich Foto: IFF

Respekt, Individualität und Sanftheit

Es geht in der Methode nicht um das Korrigieren von Fehlern, sondern um das Arbeiten mit dem jeweiligen Potential eines Menschen. Moshé Feldenkrais sah die Menschen, die zu ihm kamen, nicht als „Patienten“ an, er nannte sie seine „Schüler“, weil er sie lehrte, wie sie besser mit sich umgehen können. Feldenkrais verglich sich selbst gern mit einem Detektiv. Er spürte auf, was in seinen Schülern gut funktionierte, baute auf diesen Potentialen auf und entwickelte sie weiter.

Die Feldenkrais-Methode geht nicht vom standardisierten Menschen aus, sondern von der jeweiligen Person, mit all ihren Eigenheiten, Vorlieben und Abneigungen. Wir alle bewegen uns unterschiedlich, wir denken unterschiedlich, wir mögen die verschiedensten Dinge. Jeder Mensch hat seinen persönlichen Habitus und sein individuelles Potential.

Genau diese Haltung zum Menschen ist noch heute bezeichnend für die Feldenkrais-Methode. Die Methode wertet nicht und fällt kein Urteil, sie sucht nicht nach den Fehlern um sie zu korrigieren. Feldenkrais respektiert Individualität und lässt Bewegungsspielräume erkennen. Sie eröffnet neue Blickwinkel und bringt Kreativität sowie Spontanität in Leben. Und das Allerwichtigste: Sie bringt Bewusstheit für den eigenen Körper.